
Muay Thai
Thaiboxen oder Muay Thai ist eine der ältesten Kampfsportarten der Welt. Muay Thai ist der Nationalsport des südostasiatischen Königreichs und dort etwa so populär wie Fußball in Europa. Die Kämpfer werden in Thailand besonders geachtet und sind die Idole der Bevölkerung. Aus diesem Grund beeinflusst das Thaiboxen nicht nur den thailändischen Sport sondern auch die Kultur, Geschichte und Kunst des Landes. In Europa wird Muay Thai sowohl als Fitness- und Freizeitsport als auch als Wettkampfsportart und Methode der Selbstverteidigung immer populärer.
Thaiboxen entstand höchstwahrscheinlich im 12. und 13. Jahrhundert, als es in Thailand immer wieder zu brutalen Kämpfen mit den Nachbarländern Burma (Myanmar), Vietnam und Kambodscha kam. Alten Schriften zufolge entsprang Muay Thai dem Bedürfnis der thailändischen Streitkräfte nach einer eigenen Kriegskunst. Lange bevor Thaiboxen zum Wettkampfsport wurde, war es deshalb Teil der militärischen Ausbildung. Muay Thai sollte immer dann zum Einsatz kommen, wenn der Kampf mit Waffen nicht mehr möglich war.
Das traditionelle Thaiboxen wird auch als Muay Thai Boran bezeichnet. Dabei bedeutet „boran“ so viel wie „traditionell“ oder „alt“. In den alten Schriften ist von acht Grundwaffen des Thaiboxens die Rede. Diese sind jeweils die beiden Fäuste, Ellbogen, Knie und Füße. Anders als beim heutigen Wettkampfsport wurden beim Muay Thai Boran jedoch auch Waffen in den Kampf integriert. Der Waffenkampf wurde in diesem Zusammenhang als Krabi Krabong bezeichnet und beinhaltete das Kämpfen mit verschiedensten Kurz- und Langwaffen. Dazu gehörten beispielsweise Daab (Schwert), Krabi (Säbel), Ngauw (Stock mit einem kurzen Schwertaufsatz) und Plong oder Sri Sock (Stock). Was Muay Thai aber von der Vielzahl der Kampfsportarten unterscheidet, ist seine Effektivität und seine Vielfalt an Techniken. Faust-, Bein- und Ellbogentechniken sowie Knie- und Wurftechnik werden im Wettkampf mit vollem Kontakt ausgeführt. In der Vergangenheit wurden oft Vergleichskämpfe zwischen Muay Thai und anderen Kampfsportarten durchgeführt. Ob chinesische Kung-Fu-Meister, japanische Karateka oder westliche Boxer, zumeist stiegen die Muay Thai Kämpfer als Sieger aus dem Ring.
Muay Thai ist ein harter Sport und wurde noch bis vor 150 Jahren mit einem minimalen Regelwerk praktiziert. Es gab keine Rundenzeiten, gekämpft wurde solange bis einer der Kämpfer aufgab oder nicht mehr weiter kämpfen konnte. Die Hände und Arme wurden mit Hanfbandagen umwickelt, die oft zusätzlich im Wasser gehärtet wurden. Unter diesen Umständen kam es daher oft zu schweren Verletzungen oder sogar Todesfällen.
Ab den 30er Jahren unter der Regentschaft von König Rama VII wurde daher ein einheitliches Regelwerk, sowie das Tragen von Boxhandschuhen (nach den englischen Queensbury Regeln) für Muay Thai eingeführt, um Muay Thai zu einem sicheren Ringsport des 20. Jahrhunderts zu machen. In der weiteren Folge wurden Gewichtsklassen und Runden sowie Pausenzeiten eingeführt. Bereits in den 20er Jahren setzte sich der Begriff Muay Thai anstatt des bis dahin üblichen Muay Boran durch.
Bis in die 70er Jahre wurde Muay Thai zum Volkssport und Massenentertainment, dass in Thailand ungefähr eine ebenso große Rolle spielt wie hierzulande der Fußballsport. Muay Thai wird als Profi- und Amateursport im ganzen Land ausgeübt. Zur Zeit gibt es ca. 60.000 aktive Profikämpfer in Thailand (verglichen mit etwa 6000 Profiboxern in den USA). Das wohl bekannteste Stadion ist das Lumpinie Stadion in Bangkok. Muay Thai wird quasi täglich im Fernsehen übertragen. Alle Zeitungen berichten über den Sport.
In den späten 80er Jahren sollte Muay Thai als Amateur- und Profisport unter einem Weltverband nach einheitlichen Regeln international verbreitet werden. Ziel war dabei die Aufnahme von Muay Thai bei den Southeast Asian Games (SEA Games), den Asia Games, der GAISF, sowie in naher Zukunft als olympischer Sport.
1989 wurde zu diesem Zweck auf einem internationalen Treffen die IFMA (International Federation of Muay Thai Amateurs) gegründet. Am 5. Dezember 1994 fanden die ersten Weltmeisterschaften unter der Schirmherrschaft des thailändischen Königs statt.
International fand Amateur Muay Thai eine immer größere Verbreitung.
2006 wurde die IFMA als einziger relevanter Muay Thai Amateurverband von der GAISF anerkannt. Heute hat die IFMA bereits über 110 Mitglieder auf allen fünf Kontinenten der Welt und hat sich damit als einziger relevanter Weltverband durchgesetzt.
Aber nicht nur als Amateursport, sondern auch als Profisport sollte Muay Thai international verbreitet werden. Zu diesem Zweck wurde 1995 die WMC (World Muay Thai Council) gegründet um traditionelles Muay Thai als Profisport zu verbreiten. Hierbei hat die WMC Konkurrenz durch zahlreiche Verbände und es sind international zahlreiche Regelwerke verbreitet, die oft nur noch am Rande etwas mit Muay Thai zu tun haben.
Seit Mitte der 90er setzt sich die WMC als einzig relevanter Profiverband für Muay Thai immer mehr durch. Die WMC ist eine demokratische Organisation in der alle vier Jahre Wahlen abgehalten werden.
Zahlreiche berühmte Kämpfer haben die Verbände IFMA- WMC als Sprungbrett genutzt. So beispielsweise Buakaw Por Pramuk oder auch Alexey Ighnasov.